
In unserem Blog-Beitrag Let’s do it! Mit Website-Baukästen zur eigenen Homepage! haben wir Euch bereits in das Thema der Website-Baukästen eingeführt und euch einen kleinen Überblick, über die Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten gegeben. Wir haben die Möglichkeit genutzt und mit einem Experten auf diesem Gebiet für Euch gesprochen.
Robert Brandl, Gründer von WebsiteToolTester, testet seit 2009 die beliebtesten Tools im Bereich der Website-Baukästen. In diesem Interview teilt er mit uns sein Expertenwissen und gibt hilfreiche Tipps für die aktive Nutzung der Website Tools.
Hallo Robert! Du bist Gründer der Seite WebsiteToolTester. Was hat dich persönlich dazu bewegt, die Plattform ins Leben zu rufen?
Hallo liebe Community! Ich habe damit ganz einfach mein eigenes Problem gelöst. Vor sechs Jahren gab es kaum einfache Webseiten-Tools. Ich hatte mich damals noch mit Dreamweaver abgemüht, als ich mir dachte, dass es zum Erstellen einer kleinen Website doch auch etwas einfacheres geben muss . Nach einiger Recherche bin ich auf Jimdo, Weebly und Co. gestoßen und war ganz entzückt, wie benutzerfreundlich diese Baukastensysteme sind. Daraufhin habe ich losgelegt und meine Rechercheergebnisse auf einer Website, die ich übrigens mit einem Webseiten-Baukasten erstellt hatte, veröffentlicht. Daraus entwickelte sich dann nach und nach WebsiteToolTester.
Was sind aus deiner professionellen Sicht Website-Baukästen und warum boomen diese gerade in der heutigen Zeit so stark?
Ein Website-Baukasten ist im Grunde ein kleines Content Management System (CMS), das es Einsteigern ermöglicht, eine Website ohne technisches Vorwissen zu erstellen. Man braucht sich weder um Webspace noch um FTP-Uploads zu kümmern, sondern klickt sich seine Website einfach zusammen. Das wird hier ganz gut erklärt.
„Die Nachfrage nach Websites ist enorm, aber oft fehlt das Budget!“
Egal ob Kleinunternehmen, Vereine oder Privatpersonen: unzählige Leute brauchen heutzutage eine Website, haben aber nicht immer ein großes Budget. Da viele Homepage-Baukästen sogar kostenlose Basisversionen anbieten, fällt dort der Einstieg besonders leicht.
Was ist der wesentliche Unterschied von Website-Baukästen zu WordPress? Ist WordPress im Grunde nicht auch ein Baukasten-System, nur mit umfangreicheren Funktionen? Wo liegen die jeweiligen Vorteile der Systeme, kurz & prägnant?
Im Grunde ist WordPress.org tatsächlich auch ein Baukastensystem, wenn auch ein kompliziertes. Einen Einsteiger kann es nämlich schnell überfordern, wenn die ersten Plugin- oder Theme-Inkompatibilitäten auftreten. Zudem muss man permanent darauf achten, die Installation auf dem neuesten Stand zu halten, da sie sonst angreifbar ist. Für einen Einsteiger ist es keinesfalls unmöglich das alles zu lernen, sofern man bereit ist die Zeit zu investieren. Belohnt wird man dafür mit nahezu grenzenloser Skalierbarkeit und tollen Funktionen, die die Plugins ermöglichen.
Ein Baukastensystem wie etwa Jimdo, bietet zwar nicht den gleichen Funktionsumfang, ist aber wesentlich einfacher zu handhaben. Ein Beispiel: Setzt man eine Jimdo-Seite einmal auf und lässt sie zwei Jahre lang laufen, ohne dass man irgendwas daran macht, kann man davon ausgehen, dass die Seite immer noch sicher läuft. Die WordPress-Installation hingegen ist nach zwei Jahren hoffnungslos veraltet und kann von Hackern ins Visier genommen werden.
Wir haben hier eine Übersicht der Vor- und Nachteile von WordPress zusammengestellt.
WordPress ist kostenlos. Warum sollte ich dennoch auf ein Baukasten-System zurückgreifen, wenn es doch eingeschränktere Funktionen hat als WordPress?
Das Open-Source System ist kostenlos, das ist absolut richtig. Nicht kostenlos ist hingegen die Domain und das Hosting, was man für etwa 5 Euro monatlich bekommt. Das ist in etwa auch der Preis, den man für einen Homepage-Baukasten hinlegen muss, wo dann auch schon Support mitinbegriffen ist. Bei WordPress.org ist wichtig zu wissen, dass es zwar eine große Community gibt, aber leider keinen offiziellen Support. Alles in allem man muss sich im Klaren darüber sein, dass man in WordPress etwa drei Mal so viel Zeit investieren wird, wie in einen modernen Homepage-Baukasten. In vielen Fällen kann sich das auch durchaus auch lohnen, man muss sich aber über dieses Zeitinvestment vorab im Klaren sein.
Wer WordPress wirklich aktiv für eine größere Website nutzt, wird normalerweise über kurz oder lang einen Programmierer benötigen. Zum Glück gibt es sehr viele Entwickler, die auf WordPress spezialisiert sind. Aber auch das sind Kosten, die man nicht unterschätzen darf.
Gehen wir von einem kleinen- bzw. mittelständischen Unternehmen aus. Was sind die wesentlichen Kriterien, auf die man bei der Auswahl eines Website-Baukastens achten sollte? Welche Funktionen sollte es unbedingt aufweisen?
„Moderne Designvorlagen, Optimierung für mobile Geräte, SEO & Blogs sind besonders wichtige Features!“
Ich würde darauf achten, dass die Designvorlagen (Templates) modern aussehen und für mobile Endgeräte geeignet sind. Dazu kommen Editiermöglichkeiten für Einstellungen, die für die Suchmaschinenoptimierung relevant sind (z.B. der Seitentitel und die Seitenbeschreibung).
Immer wichtiger wird der eigene Blog, der fürs Content Marketing enorm wichtig ist. Für viele kleine Firmen ist das inzwischen einer der wichtigsten Marketing- und Akquisekanäle. Die Option auf einen Onlineshop sollte man natürlich auch abklopfen, falls das irgendwann relevant sein sollte.
Wann empfiehlst du einem User, der die Kenntnisse besitzt, sich selbst eine WordPress-Seite oder auch eine Baukaukasten-Seite zu erstellen, doch eine Agentur oder einen Programmierer zu beauftragen? Wo liegen die Grenzen der Systeme?
WordPress hat so gut wie keine Grenzen, damit kann man auch sehr große und komplexe Websites erstellen. Aber für sehr individuelle Funktionen braucht man dann natürlich einen Programmierer, der einem die entsprechenden Plugins oder Funktionen erstellt. Bei Homepage-Baukästen sind normalerweise Anwendungen, die eine Datenbank benötigen, unerreichbar. Beispielsweise eine Website für Immobilienanzeigen, welche in einer Datenbank abgespeichert werden sollen; das kann man nur über externe Anwendungen lösen.
Es gibt Agenturen die es als Leistung anbieten, eine Homepage mit WordPress oder Jimdo zu erstellen. Wenn Baukasten-Systeme so einfach sind, wann benötige ich Spezialisten dafür? Oder benötigt man gar keine, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt?
Agenturen sind vor allem für das Konzept und das Design hilfreich. Zwar schaffen es die meisten Einsteiger eine Website zusammenzubauen, häufig mangelt es aber an einem guten Grunddesign oder auch schlichtweg am Konzept. Die Zusammenarbeit mit einem Webdesigner oder einer Agentur kann da ein guter Zwischenweg sein. Diese erstellt dann die Website erstmalig, während Content-Aktualisierungen vom User selbst vorgenommen werden.
Gibt es offizielle Zahlen, wieviele Websiten bereits mit Baukasten-Systemen erstellt wurden?
Wir erfassen die Zahlen regelmäßig in dieser Tabelle. Allein die drei größten Anbieter (Wix, Webs und Weebly) dürften mehr als 100 Millionen Websites hosten. Natürlich sind darin sehr viele kostenlose Seiten enthalten. Wie viele davon Karteileichen sind, ist leider auch nicht bekannt. WordPress hatte nach meinen letzten Informationen um die 60 Millionen Nutzer.
Wie sicher sind Website Baukästen vor Hackern?
Relativ sicher. Verglichen mit WordPress sogar sehr sicher. Bei den Baukästen passieren die Sicherheitsupdate im Hintergrund, ohne dass der User davon überhaupt etwas mitbekommt. Bei WordPress ist man immer selbst in der Pflicht seine Installation aktuell zu halten. Website-Baukästen sind überraschenderweise sogar dann sicher, wenn einmal extrem viel Traffic auf die Website hereinprasseln sollte – zum Beispiel hunderte Besucher gleichzeitig. Eine WordPress Website mit regulärem Shared Hosting würde dabei sofort in die Knie gehen. Die Baukästen hingegen sind von ihrer Infrastruktur ganz anders ausgelegt und können das locker verkraften. Genau das ist mir sogar einmal passiert, als mein Nebenprojekt ChatToolTester.com auf Hackernews erwähnt wurde. Die Webnode-Seite blieb die ganze Zeit online.

Website-Baukästen sind auf bei hohem Traffic sehr stabil, wie das Beispiel von ChatToolTester.com zeigt. Quelle: Robert Brandl
Responsive Design ist mittlerweile State-of-the-Art. Warum sind die Seiten der Website-Baukästen nicht responsive?
Es gibt in der Tat einige Homepage-Baukästen deren Systeme keine responsiven Websites generieren. Nach und nach kommen vermehrt responsive Templates dazu, es scheint aber nicht so einfach zu sein die bestehenden Systeme, die ursprünglich nicht auf responsive Webdesign ausgelegt waren, im Nachhinein umzustellen. Was aber alle modernen Homepage-Baukästen schon seit längerem anbieten, sind mobile Versionen der jeweiligen Websites. Das funktioniert in der Regel auch sehr gut.
Gibt es noch etwas, was du unseren Lesern mitteilen möchtest?
Da es einige Leute gibt, die ganz gerne über Website-Baukästen schimpfen, haben wir uns vor kurzem etwas für die Kritiker ausgedacht. Mithilfe des Wix Homepage-Baukastens, habe ich innerhalb von 36 Minuten die Startseite der U2 Website nachgebaut. Das Ergebnis hat mich dann sogar selbst verblüfft, die Kopie sieht nämlich fast 1:1 aus wie das Original, wie ihr in dem Video sehen könnt:
Lieber Robert, herzlichen Dank im Namen von Ahoi Online Marketing und unseren Lesern für das Gespräch!
Erstes Foto: Robert Brandl
Der Beitrag Robert Brandl, Gründer von WebsiteToolTester.com sagt uns, was Website-Baukästen wirklich können! erschien zuerst auf Ahoi Online Marketing.